Andreas Gehrke

„Ja, was will sie denn, die Architekturfotografie?“
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Waldstrasse 8, 76133 Karlsruhe Map
Hours
Mon–Thu 9–12 am and 2–4 pm, Fri 9–12 am

Die Ausstellungsreihe | Das Architekturschaufenster initiiert eine neue Ausstellungsreihe, die dem Diskurs (nicht nur) über (Architektur-)Fotografie und über die Darstellung von Architektur in der Fotografie in Karlsruhe ein größeres Forum bieten will. Gemeinsam mit einem Kuratorium von Karlsruher Architekturfotografen werden jährlich Ausstellungen konzipiert, in denen einen Monat lang zwei bis drei fotografische Positionen aufeinandertreffen, die sich mit dem Gebauten auseinandersetzen.

Architektur fotografieren? | Der Architekturdiskurs ist immer bildbasiert. Die Kommunikation von Architektur wird bestimmt von ihrer zweidimensionalen Abbildung durch fotografische und filmische Medien, in Publikationen, Blogs, bei Vorträgen. In der angewandten Architekturfotografie ist es „die Kunst, den Gestaltungswillen des Architekten auf den Punkt zu bringen – eine fotografische Synthese zu schaffen“. Der fotografische Blick erschafft damit immer auch ein subjektives Bild, eine eigene bildliche Realität. Allzu oft ersetzt dabei das (ikonische) Bild die eigentliche Wahrnehmung des Bauwerks vor Ort.

Aber auch im künstlerischen Kontext ist die Architektur ein wichtiges Sujet. Sie umgibt uns als gebaute Umwelt, sie beeinflusst unseren Alltag, sie definiert unser Verhältnis jenseits der natürlich gewachsenen Formen und Strukturen. Viele Künstler/Fotografen setzen sich mit architektonischen Motiven auseinander – ohne Auftrag, ohne fremde Vorgaben, sondern mit dem Ziel, eigene Formvorstellungen, eigenes Raumempfinden und/oder narrative Elemente in einer subjektiven Bildsprache zu formulieren.

Architektur fotografieren. | Wie kann man Architektur abbilden? Welche Haltungen nehmen Autoren ein? Welche Positionen beziehen sie – zum Stadtraum, zum Gebäude, zum Innenraum, zur Ikone, zum Privaten, zur Infrastruktur, zur Kulturlandschaft? Zur Arbeit von Architekten und Stadtplanern? Welche Form der Ästhetik wählen sie für die architektonische Abbildung – und wie präsentieren sie ihre Arbeit, in der Ausstellung, in Publikationsmedien? Welche neuen Ansätze werden formuliert, welche Möglichkeiten und Grenzen gibt es?

Oder etwas freier mit Urs Stahel gesprochen – „Ja, was will sie denn, die Architekturfotografie?"

 

Andreas Gehrke

Mit seiner Serie zu den ehemaligen Redaktionsgebäuden des Nachrichtenmagazins Der Spiegel in Hamburg (Werner Kallmorgen, 1963–69), der früheren IBM-Hauptverwaltung in Stuttgart-Vaihingen (Egon Eiermann, 1967–72) und dem stillgelegten Versandhaus der Firma Quelle in Nürnberg (Ernst Neufert, 1955–67) zeigt Andreas Gehrke (*1975) seinen persönlichen Blick auf das Innenleben von Gebäuden, die vorübergehend in einen Dornröschenschlaf gefallen sind.
Diese Gebäude sind nicht nur einstige Zentralen von Unternehmen, die das Nachkriegsdeutschland wirtschaftlich, kulturell und politisch geprägt haben, sondern auch bemerkenswerte Beispiele der architektonischen Moderne in Deutschland. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen befanden sie sich in einem fragilen Übergangsmoment zwischen gestern und morgen. Ohne aktuelle Nutzung und frei von ehemaligen Zuweisungen sind sie rhetorisch aufgeladen mit imaginierten oder echten Erinnerungen an eine Epoche deutscher Zeitgeschichte, deren Spuren man unwillkürlich in den Bildern zu entdecken glaubt.