Sep 25, 2020–Apr 25, 2021

Ernst Ludwig Kirchner

Vor der Kunst die Architektur
Address
Ostwall 7, 44135 Dortmund Map
Hours
Tue–Sun 2–5 pm Thu 2–8 pm

DAS UNBEKANNTE FRÜHWERK DES SPÄTEREN BRÜCKE-KÜNSTLERS
Ernst Ludwig Kirchner — mit diesem Namen verbinden sich zuallererst ausdrucksstarke,
farbintensive Gemälde und Zeichnungen. Als expressionistischer Künstler weltweit
bekannt geworden, umfasst sein Lebensweg auch eine andere Phase: sein Studium der
Architektur. Die Ausstellung »Ernst Ludwig Kirchner — Vor der Kunst die Architektur«
widmet sich dieser frühen und vielfach noch unbekannten Episode des Expressionisten —
der Zeit vor der Kunst.

Das Baukunstarchiv NRW zeigt in einer umfassenden Werkschau 95
Originalarbeiten, die Kirchner während seines Studiums an der Königlich Technischen
Hochschule Dresden geschaffen hat, und stellt damit den späteren Künstler als jungen
Architekten auf eindrückliche Weise vor.
In Aschaffenburg geboren, studierte Kirchner gemeinsam mit seinen Freunden und den späteren »Brücke«-Künstlern Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff von 1901 bis 1905 in Dresden und 1903 ein Semester in München Architektur. In dieser Zeit entstand ein Konvolut an Skizzen und Zeichnungen, die sich zwischen Historismus, Jugendstil und dem Reformstil der frühen Moderne bewegen. Seine über zwei Weltkriege hinweg geretteten Studienarbeiten werden nun in einer Gesamtschau präsentiert. Sie umfassen neben klassischen Architekturdarstellungen wie Grundrisse, Ansichten, Schnitte und Perspektiven auch aufwendige Innenraumgestaltungen mit Möbeln, Lampen und Wandgestaltungen.

Zu den im Studium bearbeiteten Aufgaben zählen Wohnhäuser, Ateliers, Hotels und Museen. Im Vergleich etwa mit den repräsentativen und opulenten Entwürfen an der Pariser École des Beaux-Arts wird deutlich, wie sehr die Architekturausbildung in Deutschland alltägliche Bauaufgaben und eine von der englischen Arts and Crafts- Bewegung beeinflusste Kultur des Wohnens in den Mittelpunkt stellte.
Mit seiner 1905 eingereichten Diplomarbeit, dem Entwurf einer monumentalen Friedhofsanlage, schloss
Ernst Ludwig Kirchner sein Studium der Architektur erfolgreich ab und beendete
gleichzeitig seine Laufbahn als Baukünstler.
ZITATE
»Die Ausstellung verdeutlicht die enge Verbindung von Architektur und Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts«, erklärt Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein- Westfalen. »Die Architekturarbeiten des jungen Kirchner führen auf anschauliche Weise vor Augen, dass geometrisches Verständnis und die bewusste Wahrnehmung von Raum zu den grundlegenden Fähigkeiten vieler erfolgreicher bildender Künstler gehören.«
»Die ausdrucksstarken und farbintensiven Gemälde Kirchners bedienen sich derselben Farbpalette und ähnlichen Motiven wie schon seine Architekturzeichnungen«, so die Kuratoren Alexandra Apfelbaum und Christos Stremmos. »So benannte der spätere Künstler Kirchner als Ziel der Brücke den Versuch, die neue Malerei mit dem Raum in Einklang zu bringen. In der Ausstellung wird deutlich, dass sein Architekturstudium dazu die entscheidende Grundlage geschaffen hat.«
In der Wanderausstellung werden drei unterschiedliche Lebensstationen Kirchners an drei
Ausstellungsorten in Aschaffenburg, Dresden und Dortmund näher beleuchtet. Im
Baukunstarchiv NRW, dem ehemaligen Museum am Ostwall, wird als erste Station das
Wirken und der Werdegang Kirchners an einem seiner ersten wichtigen Ausstellungsorte
präsentiert. Anhand der Sammlungsgeschichte des Museums werden Werke Kirchners
aus Ankäufen und Ausstellungen gezeigt, die auch in enger Verbindung mit der
Baugeschichte des Hauses stehen. Im Rahmen der weiteren Stationen im Zentrum für
Baukultur Sachsen im Kulturpalast in Dresden wie auch im KirchnerHAUSMuseum in
Aschaffenburg stehen dann die Verbindung von Kunst und Architektur während seines