25.10.2013–5.1.2014

ArchiAid: Rethinking-Reconstruction

Die große Erdbebenkatastrophe Ost-Japans
Adresse
Christinenstrasse 18-19, 10119 Berlin
Öffnungszeiten
Di-Fr 11–18.30 Uhr, So-Mo 13–17.00 Uhr

Nach zweieinhalb Jahren, die seit dem großen Erdbeben in Ost Japan vergangen sind, ist nun der Moment gekommen, um den Wiederaufbauprozess bis heute zu untersuchen. Die Ausstellung wirft einen kritischen Blick auf die Bemühungen zur Rekonstruktion und stellt die Arbeit von ArchiAid vor – einem Netzwerk von japanischen Architekten zur Förderung des Wiederaufbaus, das gegründet wurde, um auf die staatlichen Aufbaumaßnahmen zu reagieren, die meist die spezifischen Bedürfnisse einzelner Gemeinden und die Besonderheiten der Region vernachlässigen. Diese Orte und Gemeinden sind jedoch unverzichtbar für die langfristige Stabilität in der Bevölkerungsstruktur. Die Initiative ArchiAid sieht es daher als Notwendigkeit, die Geschichte des lokalen Umgangs mit der Zerstörung, dem daraus entstandenem Chaos, der Verwirrung und Vertreibung, die darauf folgten, öffentlich zu diskutieren. Das ‚bottom-up’ Netzwerk führt die unterschiedlichen Wiederaufbauaktivitäten von unabhängigen und lokalen Architekten zusammen, bietet wirksame Methoden für den Wiederaufbau der Gebiete und zeigt neue Möglichkeiten für Architekten, sich innerhalb der Gesellschaft zu engagieren. Die Ausstellung stellt die unterschiedlichen Wiederaufbauaktivitäten und Strategien von einzelnen Architekten des ArchiAid Netzwerks vor.      

ArchiAid wird von einem Steuerungskomitee geleitet, bestehend aus: Hitoshi Abe, Taro Igarashi, Momoyo Kaijima, Nagisa Kidosaki, Kazuhiro Kojima, Kaoru Suehiro, Akira Suzuki, Masashi Sogabe, Masayoshi Takeuchi, Yoshiharu Tsukamoto, Osamu Tsukihashi, Hirokazu Toki, Senhiko Nakata, Shoko Fukuya, Ryuji Fujimura, Yoshihiro Horii, Tohru Horiguchi, Masashige Motoe, RyoYamazaki und Tomohiko Yamanashi. ArchiAid hat 300 Mitglieder (Stand März 2013), die sich für langfristige Wiederaufbau- und Regenerierungsmaßnahmen in den Katastrophengebieten einsetzen, unter anderem viele von Japans herausragenden Lehrenden und Architekten, wie zum Beispiel Toyo Ito, Kazuyo Sejima und Kengo Kuma. Außerdem engagieren sich über 15 Universitäten im ArchiAid Netzwerk.

Im Gegensatz zu einer urbanen Katastrophe, die ein wirtschaftliches Ballungszentrum trifft, zerstörte das Tohoku Erdbeben und der darauf folgende Tsunami von 2011 einen Landstrich von 500 Kilometer Länge im Osten Japans. Für die kleinen, entlang der Küste gelegenen Orte kam diese Katastrophe zusätzlich zu der ohnehin geschwächten wirtschaftlichen Lage - verursacht durch Entvölkerung und demographischen Wandel – und verschärfte somit bereits existierende Probleme und versetzte die gesamte Region in eine sehr prekäre Lage.

Durch provisorische Regenerierungsmaßnahmen kann in einer solchen Situation der Zustand vor der Katastrophe nicht wiederhergestellt werden. Vielmehr ist es notwendig, sich auf die Wiederbelebung der Industrie und die Reorganisation der Region zu konzentrieren und eine umfassende Regenerationsstrategie auf einer breiten Basis zu entwickeln. Ein wesentlicher architektonischer Ansatz ist es, dass die Maßnahmen auf die individuellen Charakteristika der betroffenen Gebiete eingehen und gleichzeitig kompatibel sind mit den verschiedenen Problemen im Lösungsfindungsprozess.

Daher ist es wichtig, dass die kontinuierlichen einzelnen Wiederaufbauaktivitäten dieser vielen, an der Basis arbeitenden Architekten, sich mit jedem dieser unterschiedlichen Standorte in der Region verbinden. Großflächiger und top-down geplanter Wiederaufbau neigt dazu, die einzigartigen und spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Region zu vernachlässigen.

Die vielseitigen und guerillaartigen kleinen Wiederaufbauaktionen der Architekten, die über die Regionen verteilt sind und autonom operieren, zeigen die Bandbreite von möglichen alternativen Wiederaufbaustrategien.

Das Ausstellungsdesign ist inspiriert durch eine Fotoinstallation, die in der Yuriage-Grundschule von einer großen Zahl Freiwilliger durchgeführt wurde. Nach der Katastrophe wurden viele verstreute Familienfotoalben in dem betroffenen Gebiet gefunden. Diese Fotografien, die durch das Meerwasser beschädigt waren, wurden gereinigt, auf durch den Raum gespannten Netzen getrocknet und so ausgestellt, dass die Besitzer der Fotografien diese wiederfinden konnten. Diese Ausstellung ist eine Hommage an diese Installation, die sowohl ein eindringliches ‚Begreifen’ der verheerenden Katastrophe ermöglicht als die unermesslichen Bemühungen der japanischen Bevölkerung danach.