Lightopia
Wie kaum ein anderes Medium hat das elektrische Licht im letzten Jahrhundert unseren Lebensraum revolutioniert. Es veränderte unsere Städte, schuf neue Lebens- und Arbeitsformen und wurde zum Motor des Fortschritts für Industrie, Medizin und Kommunikation. Ausgelöst durch neue Lichttechnologien, zeichnet sich in der Welt des künstlichen Lichts heute ein tiefgreifender Wandel ab. Dieser Entwicklung widmet das Vitra Design Museum nun die Ausstellung »Lightopia«. Es ist die erste Ausstellung, die das Thema Lichtdesign umfassend präsentiert – mit Beispielen aus Kunst, Design, Architektur und vielen anderen Disziplinen.
»Lightopia« umfasst etwa 300 Werke, darunter zahlreiche Ikonen aus der bislang noch nie öffentlich gezeigten Leuchtensammlung des Vitra Design Museums, etwa von Wilhelm Wagenfeld, Achille Castiglioni, Gino Sarfatti und Ingo Maurer. Andere Exponate veranschaulichen die performative Kraft des Lichts, etwa der berühmte »Licht-Raum-Modulator« von László Moholy-Nagy oder die spektakuläre Rekonstruktion einer Diskothek von 1968, die ganz aus transluzentem Plexiglas gefertigt ist. Im Zentrum stehen jedoch Entwürfe heutiger Designer und Künstler wie Olafur Eliasson, Troika, Chris Fraser, Front Design, Daan Roosegaarde, Joris Laarman, realities:united und mischer’traxler, die neue Möglichkeiten der Gestaltung mit Licht veranschaulichen.
Unter den Exponaten sind zahlreiche interaktive und begehbare Installationen, in denen der Besucher die archaische Kraft des Lichts selbst erleben kann.
Aus dem Dialog der ausgestellten Werke entsteht in der Ausstellung »Lightopia« ein Panorama des Lichtdesigns – von den Anfängen der Industriegesellschaft bis hin zu Visionen, die unsere Zukunft bestimmen werden. Der Blick auf die Geschichte des Lichtdesigns schärft dabei nicht zuletzt den Blick auf die heutigen Umbrüche. Waren in den letzten 100 Jahren etwa neue Kunststoffe, farbiges Licht oder Halogen-Leuchten Triebfedern für neue Entwürfe, so sind es heute die Digitalisierung oder die OLED-Technologie. Sie haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich Licht immer stärker vom klassischen Objekt der Leuchte löst, dass es in der Textilien oder Fassaden integriert werden kann und dass es eine völlig neue Bedeutung als raumbildende Kraft erhält. Ausgehend von diesen Veränderungen, betrachtet die Ausstellung aber auch die Fragen, die heute in den Fokus rücken: Wie können Designer, Künstler und Architekten Licht so einsetzen, dass es unsere Ressourcen schont? Wie kann mit dem Problem einer Überflutung mit Licht (light pollution) umgegangen werden? Mit ihrem interdisziplinären Ansatz zeigt die Ausstellung »Lightopia«, wie Lichtdesign die Lebensräume der Moderne geprägt hat, untersucht den gegenwärtigen Paradigmenwechsel und stellt sie ihn einen größeren kulturgeschichtlichen Zusammenhang. Kuratorin Jolanthe Kugler sagt dazu: »›Lightopia‹ ist die erste Ausstellung, die die Gestaltung von Licht nicht nur in Teilaspekten – wie etwa Lichtkunst oder Leuchtendesign – aufgreift, sondern die verschiedenen Facetten des Lichtdesigns zusammenbringt und mit aktuellen Debatten verknüpft«.
»Lightopia« wird begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Vorträgen, Diskussionen, Symposien und Workshops mit namhaften Künstlern, Designern und Wissenschaftlern. Unter den Gästen sind Michele De Lucchi, Ben van Berkel, Winy Maas/MVRDV, Rogier van der Heide, Troika, mischer‘traxler und viele andere. Zur Ausstellung erscheint ein ca. 300-seitiger Katalog in drei Bänden mit über 300 Abbildungen. Zu den Autoren zählen internationale Design und Lichtexperten wie Peter Weibel, Sidney Perkowitz, Hartmut Böhme und Bart Loomtsma.
Im Anschluss an die Präsentation im Vitra Design Museum wird die Ausstellung in weiteren Museen weltweit gezeigt.