7.3.–22.4.2018

The Catastrophe Colours 2018

Adresse
Ungererstrasse 158, 80805 München
Öffnungszeiten
Sa–So 14–18 Uhr

Bilder von Katastrophen, die uns in Nachrichten vermittelt werden, prägen sich mit besonderem Nachdruck in unser visuelles Gedächtnis ein. Allerdings speichert unser Gehirn sie meist weniger als konkretes Bild, sondern abstrahiert das dokumentierte Ereignis. Übrig bleibt ein diffuses Farbspektrum. Dieses Phänomen nutzte das Architekturbüro Gonzalez Haase AAS als Gestaltungsleitfaden: 2014 entwickelten sie mit dem Buch Catastrophe Colours eine Farbtheorie der Gegenwart, in dem sie Medienbilder von Katastrophen ihrer jeweilig innewohnenden, farblichen Essenz gegenübergestellten. Catastrophe Colours funktioniert als Farbfächer, dessen Herleitung aber nicht mehr wie bei Le Corbusiers Clavier des Couleurs von der Kunst inspiriert ist, sondern auf Recherche, Vernetzung und Storytelling – den Grundbausteinen unsere Informationsgesellschaft – basiert.

Das Architekturbüro June 14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff griff die Catastrophe Colours auf, gestaltete damit Innenräume und strukturierte nun für die Ausstellung die verschiedenen Katastrophenfarben zu neuen Farbfächern. Sie heißen Middle East Conflict, Vietnam War, Cold War, Nuclear Desaster, Oil Spills und Terrorism. Als Klaviatur für polychrom gestaltete Innenräume harmonieren die einzelnen Farbfächer nur dann, wenn es eine entsprechende politische Verbindung gibt. So kann zum Beispiel die Farbpalette Oil Spills mit Cold War kombiniert werden, aber nicht mit Nuclear Desasters. Die gerade hergestellte Abstraktion wird wieder in die Realität überführt, die Katastrophen erhalten ihre Bedeutung zurück und die Farbmuster werden zum Narrativ. In der Ausstellung präsentieren Gonzalez Haase AAS und June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff drei Raumgestaltungen mit möglichen Farbkombinationen als anschauliche Mustersets: düstere mediale Realität als farbenkräftiges Ebenbild.

Die Ausstellung findet im Rahmen von Stop making sense, it’s as good as it gets. statt: ein Programm von Ludwig Engel und Joanna Kamm, das aus der Lektüre des Romans Satin Island von Tom McCarthy entstanden ist. Das Buch erzählt von der Unmöglichkeit im Präsens anzugelangen, von dem Scheitern des Schreibens eines ‚Großen Berichts’ der Gegenwart. Dem Gedanken folgend, werden Künstler, Schriftsteller, Architekten, Theoretiker und Wissenschaftler eingeladen, ihre Vorstellungen von Zeit in unterschiedlichen Formaten zur Diskussion zu stellen.