Oct 13, 2013–Jan 26, 2014

Eckhard Gerber - Baukunst

Bauten und Projekte aus über vier Jahrzehnten
Address
Ostwall 7, 44137 Dortmund Map
Hours
Tue–Fri 3–6 pm, Sat 11 am–6 pm

Anlässlich des 75. Geburtstages von Professor Eckhard Gerber veranstalten das A:AI Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund und das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund eine umfangreiche Werkschau zum Wirken des Dortmunder Architekten. Fast 200 großformatige Projekttafeln und ca. 40 Modelle geben einen Überblick über das architektonische Werk, das Gerber seit 1966 konsequent und abseits aller modischen Strömungen geschaffen hat.

Klar und funktional – so wie sich Eckhard Gerber in seinen Architekturen der klassischen Moderne und dem Genius Loci verpflichtet fühlt, trägt auch die am 13. Oktober in Dortmund eröffnete Ausstellung ECKHARD GERBER – BAUKUNST die charakteristische Handschrift des 1938 in Thüringen geborenen Gestalters. Die Räume des ehemaligen Museums am Ostwall nehmen die ein mal ein Meter großen Projektpräsentationen mit Fotos, Plänen und Skizzen auf. Dazugehörige Arbeits- und Ausstellungsmodelle vermitteln einen räumlichen Eindruck von Kubatur und Dimension. Auf dem Rundgang durch die lichtdurchfluteten Räume des 50er Jahre Museumsbaus lassen sich so 90 ausgewählte Bauten und Entwürfe entdecken, die beispielhaft die Herangehensweise Gerbers an die immer wieder neuen Bauaufgaben dokumentieren. Nicht eine wiedererkennbare Architektursprache steht dabei im Fokus, sondern vielmehr eine jeweils für den Ort und die Nutzung entwickelte, zeitgemäße Ausdrucksweise.

Die Werkschau zeigt die Arbeitsschwerpunkte des Büros Gerber Architekten. Das Spektrum reicht von Wohn- und Bürohäusern, über öffentliche Bauten für Schulen, Hochschulen und Bibliotheken sowie hochspezialisierte Labor- und Institutsgebäude für die Lehre und Forschung bis hin zu Kultur- Verkehrs- und Gesundheitsbauten.

Architektonische Identität

Das bauliche Gesicht Dortmunds ist durch die Baukunst von Eckhard Gerber auf besondere Weise geprägt: Vom Bahnhof kommend Rahmen der 22 geschossige, linsenförmige RWE Tower und das filigrane Verlagshochhaus Harenberg den Eingang zur Innenstadt. Gleich daneben befindet sich das Dortmunder U. Der einstige Brauereiturm der Union-Brauerei ist seit 2010 ‚das’ Dortmunder Zentrum für Kunst und Kreativität. Auf dem Areal plant das Büro zudem zwei neue Berufsschulen und ein Kompetenzzentrum für die Kreativwirtschaft.

Neben den klassischen Schul- und Hochschulbauten ist das 120 Mann/Frau starke Team von Gerber Architekten unter anderem auf Labor- und Institutsgebäude spezialisiert – eine Gebäudeform, die mit dem Institut für Physik der Universität Rostock, dem Chemie-Institut der Justus-Liebig Universität Gießen, dem Biologicum der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie dem Rudolf-Virchow-Institut für molekulare Infektionsbiologie an der Universität Würzburg u.a. einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet. Während Forschungseinrichtungen gemeinhin als reine Funktionsbauten gelten, die funktionale, technische und sicherheitstechnische Aspekte erfüllen müssen, entwickelt Eckhard Gerber kommunikative Gebäude, die sich in den Campus integrieren und auch im Inneren das Miteinander fördern.

Vernetzung von alt und neu

Kommunikation steht auch im Vordergrund für den Neubau des MDR Landesfunkhaus in Magdeburg. Mit Blick auf die Elbe, Altstadt und Dom wird das Funkhaus tagsüber durch ein 70 Meter breites ‚Schaufenster’ von Licht durchflutet und gibt abends und in den Nachtstunden sein Inneres preis. Die Verbindung von ‚alten‘ und ‚neuen‘ Medien spielt in den Projektbeispielen der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und der Nationalbibliothek in Riad, Saudi-Arabien eine entscheidende Rolle. Hunderttausende Bücher gilt es zu archivieren und gleichzeitig mit der Web 2.0 Community zu vernetzen. In Raumfolgen übersetzt heißt das, dass sich an das geschützte Archiv im Innern offene, fließende Räume der Kommunikation anschließen. Der quadratische Neubau der King Fahad Nationalbibliothek in Riad umhüllt mit einer transparenten, leichten Membranfläche den denkmalgeschützten Altbau und interpretiert so die arabische Tradition des Umhüllens und der Zeltstrukturen auf technologisch moderne Art und Weise.

Architektur ‚Made in Germany‘

Neben der Nationalbibliothek, die auf einen eingeladenen internationalen Wettbewerb des Königreichs Saudi-Arabiens von 2002 zurückzuführen ist, baut und plant Gerber Architekten seit über zehn Jahren Kultur-, Verkehrs- und Bürobauten in Middle East und China. In der Ausstellung bilden diese Projekte daher ebenfalls einen Schwerpunkt. Auch hier entwickelt Gerber die Architektur in Harmonie mit dem Ort. So ist gerade aktuell die Olaya Metrostation in Riad durch die Dünen in den Sandwüsten Saudi-Arabiens inspiriert. Eine gebaute Quelle des Wissens entsteht mit der Prince Salman Science Oasis in Riad. Das freischwebende Dach wird zum weithin sichtbaren Markenzeichen. Zudem befinden sich eine öffentliche Bibliothek mit Bürgerzentrum und ein Schmetterlingshaus im neuen Finanzdistrikt in Riad im Bau.

Nachhaltige Vorzeigekonzepte wie den Burj Al-Taqa Energy Tower, das erste Null-Primärenergie Hochhaus für den Mittleren Osten, erarbeitet Gerber Architekten International mit einem multinationalen Team aus Berlin. Am Hauptstandort in Dortmund bieten die denkmalgeschützten Stall- und Scheunengebäude des Tönnishofs Platz für 80 Architekten und Architektinnen. Ein drittes Büro in Hamburg steuert die Bauten im Norden Deutschlands und koordiniert die Projekte im Bereich Landschaftsplanung. Insgesamt beschäftigt Gerber Architekten ca. 120 Mitarbeiter.

Die Ausstellung ECKHARD GERBER – BAUKUNST kann vom 13. Oktober bis 15. Dezember 2013 im ehemaligen Museumsgebäude am Ostwall in Dortmund besichtigt werden. Gleichzeitig erscheint am 13. Oktober 2013 das Buch „ECKHARD GERBER – BAUKUNST“, herausgegeben von Prof. Frank R. Werner im Jovis Verlag.