营造 Contemplating Basics
Das Aedes Architekturforum in Berlin setzt mit dem Beginn des Programms seines 35 jährigen Jubiläumsjahres 2015 unter anderem seinen Fokus auf Asien und China fort. Mit dem Architekten Zhang Ke aus Beijing stellt Aedes einen sehr viel versprechenden Protagonisten einer jüngeren Gruppe chinesischer Architekten und Planer vor, nachdem Aedes bereits in 2001 erstmals und mit weltweit großem Erfolg die erste Generation unabhängig arbeitender Architekten vorgestellt hat. Seinerzeit waren die in der Ausstellung ’TU-MU’ vorgestellten Architekten und Künstler Yung Ho Chang, Liu Jiarkun, Ai Wei Wei, Wang Shu, Lu Wenyu usw. im Westen völlig unbekannt, während sie heute teils Pritzker Preisträger oder weltbekannte Künstler sind.
Die Ausstellung ’营造 Contemplating Basics’ zeigt die Arbeitsweise und die Werke des 2001 von Zhang Ke gegründeten Architekturbüros ’ZAO/standardarchitecture’ aus Beijing, China. Die Architektur des Büros steht für eine moderne, aber gleichzeitig auch der Tradition verpflichtete Architektursprache in China. Die Bandbreite der Projekte umfasst sowohl kleinmaßstäbliche Interventionen und großmaßstäbliche Museumsbauten im urbanen Kontext als auch sensibel in die Landschaftskulisse eingebettete Gebäude für den Tourismus in Tibet. Das Büro entwickelt für jede Bauaufgabe kontextbezogene Herangehensweisen, die Tradition und zeitgemäße Mittel verbinden - eine Architektur, die Modernisierungsstreben und Wertschätzung des lokalen Erbes auf einen Nenner bringt.
Der erste Teil der Ausstellung präsentiert minimale Interventionen in Peking: so z.B. die Maßnahmen zur Erhaltung der noch vorhandenen Strukturen der alten Stadtmauer im Jahre 2001, dass die Spuren der Vergangenheit in seinen Schichten ablesbar macht. Das Projekt Micro-Hutong von 2013 zeigt die kleinmaßstäbliche Verdichtung in einem historischen Hofhausviertel Pekings. Mit kostengünstigen Einbauten wurde der nutzbare Raum erweitert und radikal erneuert. In dem 2014 ausgeführten Projekt für eine Kunstschule im Cha’er Hutong wurde die lokale Tradition der informellen kleinteiligen Verdichtung in den Wohnhöfen von den Architekten in Form von kleinen Boxen aufgegriffen, die in den Hofraum wie Möbel eingestellt sind. Das neue Xiao Feng Kunst Museum in Hangzhou und das Le Corbusier Museum in Shanghai sind gerade in der Planung, während ein Gebäude für den Novartis-Campus in Shanghai fast fertig gestellt ist. Mit provozierenden Vorschlägen, wie z.B. seinen ‚Vertikalen Dörfern’ für ländliche Regionen, regt Zhang Ke Debatten über aktuelle Fragen zu Themen wie Verdichtung und Baulandmangel an.
Der zweite Teil der Ausstellung stellt die Arbeiten des Büros vor, die sich mit der Landschaft Tibets beschäftigen und bestrebt sind, sowohl den Anforderungen des Tourismus als auch einer nachhaltigen Entwicklung zugunsten des Umweltschutzes gerecht zu werden. Im Tal am Yarlung Tsango-Fluss arbeiten Zhang Ke und sein Team seit 2007 an ganzheitlichen Lösungen, um auf den raschen Anstieg der Touristenzahlen zu reagieren. Das beeindruckende Panorama der über 5000 Meter hohen Berge, zusammen mit der rauen Flusslandschaft, prägten über Jahrhunderte eine charakteristische Bautradition in diesem Teil Tibets, die heute durch die schnelle Verbreitung innerhalb der heutigen Kommunikationsmedien und durch den wirtschaftlichen Druck gefährdet sind. Die Bauten von ‚ZAO/standardarchitecture’ nutzen das traditionelle Handwerk in Kombination mit einer modernen, zeitgemäßen Architektursprache. Die Gebäudevolumen und eine verbesserte Infrastruktur sind in die tibetische Landschaft mit Rampen und Terrassen integriert. Über die lokale Materialität verschmilzt die Architektur mit der Umgebung. Beispiele wie die Besucherzentren in der Tsangpo-Schlucht und am Niyang Fluss oder das Yarlung Tsangpo Grand Canyon Art Centre zeigen, wie selbst großformatige Projekte perfekt in die Umgebung eingebunden werden können. Sorgfältig detaillierte Natursteinmauern, Innenausbauten aus Holz und glatt verputzte Wände artikulieren Kontraste zwischen Innen und Außen. Die ortspezifische Ästhetik verbindet sich über die haptische Qualität der Oberflächen und die Kontinuität des Materials für Wege, Plätze und Wände.
‚ZAO/standardarchitecture’ nutzt überlieferte Bauprinzipien für überraschend einfühlsame Lösungen. Im Werk von Zhang Ke treffen Tradition und Zeitgenössisches in einem kreativen Prozess aufeinander und werben für eine eigenständige diskrete Moderne, deren Stärke durch die Integration des lokalen Handwerks entsteht.