This is modern
Viel wurde über den Deutschen Pavillon in den Giardini di Venezia diskutiert: 1909 als Bayrischer Pavillon von Daniele Donghi errichtet, wurde der Bau 1937 von Ernst Haiger im Klassizismus Verständnis des Dritten Reiches umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Pläne zur äußeren Umwandlung aus finanziellen Gründen abgelehnt. Die Architektur des Pavillons ist nach wie vor umstritten: Das Gebäude wird als traditionalistisch, reaktionär, gar faschistisch bezeichnet. Der Deutsche Werkbund hat die fast schon provozierende Architektur sowie die von Rem Koolhaas vorgegebenen Biennalethemen „Fundamentals“ und „Absorbing Modernity“ zum Anlass genommen, die Frage nach der Modernität und der Repräsentativität unserer gegenwärtig modernen Architektur neu zu stellen: Wie würden Architekten heute auf die Aufgabe reagieren, ihr Land im europäischen – ja, im globalen Horizont darzustellen? Mit welchen architektonischen Mitteln glauben sie, unser kulturelles Gegenwartsbewusstsein manifestieren zu können? Oder verweigern sie die Aufgabe vielleicht sogar?
Rem Koolhaas hatte mit seinen Themen eine grundsätzliche Reflektion der Architekturmoderne des 20. Jahrhunderts angeregt, die für ihn mit der Werkbundausstellung von 1914 in Köln begann. Damals wurden exemplarische Bauwerke unter anderem von Bruno Taut, Walter Gropius, Henry van der Velde oder Peter Behrens gezeigt, die nach dem Ersten Weltkrieg alle zu führenden Vertretern der Architekturmoderne aufstiegen. Besonders der Glaspavillon von Bruno Taut sollte zum Referenzbau vieler lebensweltlicher und technischer Ambitionen der Moderne werden. Vor diesem Hintergrund stellten sich namhafte Architekturbüros für den Deutschen Werkbund die Frage, wie mit dem Deutschen Pavillon umgegangen werden sollte - sowohl mit Blick auf die Moderne als auch auf die Historie. Entstanden ist die Ausstellung „this is modern“, die mit 22 völlig unterschiedlichen Entwürfen bekannter Architekten zeigt, wie das heutige Verständnis von Moderne die gegenwärtige Architektur prägt - am Beispiel des Deutschen Pavillon in den Giardini di Venezia. Nach den Stationen in Venedig, Bühl und Düsseldorf werden diese beeindruckenden Ideen und Ansichten vom 20. November 2014 bis 1. Januar 2015 im Hamburger AIT ArchitekturSalon zu sehen sein. Anschließend wandert die Ausstellung weiter nach Amsterdam und Berlin.
Teilnehmende Architekten:
Ackermann und Partner, München // Behnisch Architekten, Stuttgart // Brandlhuber, Berlin // Stephan Braunfels, München // Max Dudler, Berlin // GRAFT, Berlin // Grüntuch Ernst, Berlin // Hild und K, München // ingenhoven architects, Düsseldorf // Jan Kleihues, Berlin // Hans Kollhoff, Berlin // Lederer+Ragnasdóttir+Oei, Stuttgart // J. Mayer H., Berlin // Christoph Mäckler, Frankfurt // nps Tchoban Voss, Berlin // Patzschke & Partner, Berlin // RKW Rhode Kellermann Wawrowsky, Düsseldorf // Schneider+Schumacher, Frankfurt // Uwe Schröder, Bonn // Schulz&Schulz, Leipzig // Wandel Hoefer Lorch, Saarbrücken // Weinmiller Architekten, Berlin