Schaustelle

Pinakothek der Moderne
Adresse
Barer Strasse 40 (Pinakothek der Moderne), 80333 München
Öffnungszeiten
Mi–So 12–20 Uhr

Am 13. und 14. April 2013 eröffnet die SCHAUSTELLE – ein temporärer Pavillon in direkter Nachbarschaft der Pinakothek der Moderne München, entworfen vom international renommierten und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Architekten Jürgen Mayer H. aus Berlin.

Die SCHAUSTELLE ist ein Ort der Interaktion, temporäre Kunsthalle und flexible, provisorische Haltestation, an der Ideen diskutiert und weiterentwickelt werden, und zugleich auch Raum für weit gefasste Formate und neue Konzepte. Mehr als im musealen Kontext möglich, versteht sich die SCHAUSTELLE als Plattform für transdisziplinären Austausch, Reflexion, Experiment und ergebnisoffene Prozesse.

Die Schließung der Pinakothek der Moderne während Sanierungsarbeiten für sieben Monate begreifen die vier unter ihrem Dach agierenden Museen (Architektur, Moderne Kunst, Graphik und Design) als Chance, in einem offenen Forum zu kooperieren und die kontinuierliche Interaktion zu suchen. Die in dieser Form erstmalige, thematisch und konzeptionell ineinandergreifende Zusammenarbeit der vier Institutionen lässt ein gattungsübergreifendes Programm entstehen, in dem Sound zur Architektur werden kann, Design als Performance oder Installation begreifbar wird, Choreografie eine Form der Graphik ist oder Film ein malerischer Akt.

Der Name SCHAUSTELLE weckt unterschiedliche Assoziationen. Durch seine Konstruktion aus Gerüsten und Containern verweist er unmittelbar auf die angrenzende Baustelle des Museums. Zum anderen lässt er an eine flexible, provisorische Haltestation denken, an der neue Ideen diskutiert und weiterentwickelt werden. Die SCHAUSTELLE ist Programm.

Der Übergangsbau nach Entwürfen von Jürgen Mayer H. ist eine hohe und in Teilen frei auskragende Rasterstruktur aus wiederverwertbaren Gerüstelementen (Innenraum ca. 250 qm, Terrasse im ersten Obergeschoss ca. 150 qm und Aussichtsplattform in 17 Metern Höhe). Die Mehrzahl der Bauelemente, also auch die Funktionscontainer und die Fassadenverkleidung aus Kunststoff können nach dem Ende der Schaustelle weitere Verwendung finden und in den Baukreislauf zurückgeführt werden. Damit wird die Produktion von Wegwerfleistungen auf ein Minimum reduziert. Dieses Konzept der Angemessenheit, Flexibilität und Reduktion auf einfachste Mittel steht programmatisch für die SCHAUSTELLE als Ganzes.

Temporäre Ausstellungshäuser wie die jährlich wechselnde Serpentine Gallery in London, der Aue Pavillon für die Documenta in Kassel von Lacaton & Vassal oder die Temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz in Berlin von Adolf Krischanitz wurden bereits unterschiedlich erprobt. Besonders in Berlin erscheinen darüber hinaus immer neue kurzzeitige Galerievarianten. Dass sich aber staatliche Museen temporären Ausstellungskonzepten widmen, ist ungewöhnlich.

Für Berlin konzipiert – in München umgesetzt: Die konstruktiv und statisch anspruchsvolle Gerüststruktur der SCHAUSTELLE von Jürgen Mayer H. war ursprünglich für eine temporäre Kunsthalle am Berliner Humboldthafen inmitten eines Wohn- und Geschäftsviertels geplant und sollte neben dem kulturellen Zugewinn auch die generelle Attraktivität des Viertels stärken. Keines der über zwanzig eingereichten Projekte kam zur Ausführung. Auch deswegen, weil die inhaltliche Ausrichtung, der von der Regierung Wowereit vorgesehenen "Leistungsschau junger Kunst aus Berlin" zu Protesten und Boykottaufrufen seitens der Künstlerszene führte. Gerade das will die SCHAUSTELLE nicht sein: ein Abbild des künstlerischen oder architektonischen Produktionsstandortes, sondern ein offenes Forum für grenzüberschreitende Themen, für Fragestellung, die das Spektrum der Aufgaben und Möglichkeiten des Museums des 21. Jahrhunderts beleuchten.

Nach dem Abriss der unter König Max I. Joseph erbauten Türkenkaserne auf dem Areal der heutigen Pinakothek der Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die entstandene Brachfläche zwischen Barer-, Gabelsberger- und Türkenstraße ein beliebter Treffpunkt für die Bürger der Maxvorstadt – nicht zuletzt mit dem hier angesiedelten Circus Roncalli. Die SCHAUSTELLE öffnet das Gelände nun erneut mit einem vielfältigen Programm: Sie ist ein Forum des Austauschs und der Begegnung, in dem nahezu täglich Vorträge, Workshops, Diskussionen, Performances, Happenings, Filmvorführungen stattfinden. Damit ist im Zentrum Münchens ein Ort geschaffen worden, der aktiver Treffpunkt für ein breites Publikum verschiedener Interessensgruppen ist.