8.12.2020–5.1.2021

Im Weiß

René Kersting in der BDA Galerie Berlin
Adresse
Mommsenstrasse 64, 10629 Berlin Map
Öffnungszeiten
Mo, Mi, Do 10–15 Uhr

Mit René Kerstings Arbeit Im Weiß setzt die BDA Galerie Berlin das Format Labore fort, das unmittelbaren Interaktionen mit dem Galerieraum gewidmet ist.Gleich lagenweise geschichtetem, diaphanem Skizzenpapier wird in der Arbeit der Übergang aus der äußeren in eine Innenwelt durch das „Prinzip Raumfilter“ aufgeblättert und zunehmend gradiert.
Inspiriert von der Verwandlung von Fassaden durch Bauplanen und Netze teilt sie die Begeisterung August Endells für die wohltuende Wirkung der „Schleier des Tages“, die mittels perzeptorischer Filterung der „gräulichen Steinhaufen“ bis hin zur Auslöschung Raum für empfindsamere Vorstellungswelten bereiten. Aus den unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven der begehbaren Raumintervention – von außen, aus dem Zwischenraum und von innen – wird ein Vexierspiel von Körper, Raum und Fläche erlebbar.Im Weiß ist ein Teil von Kerstings Werkzyklus „Weißes Rauschen“.
Die Ausstellung wird von Tillmann Wagner aus dem Kuratorium der BDA Galerie Berlin kuratiert.Am Dienstag, den 3. November 2020 ab 18 Uhr lädt die BDA Galerie Berlin zur Eröffnung der Ausstellung und zu Gesprächen mit René Kersting in die Mommsenstraße 64 in Berlin-Charlottenburg ein. Zur Finissage findet am 8. Dezember 2020 um 18 Uhr ein weiteres Gespräch statt.Synästhetische Natur des „Weißen Rauschen“
Die Farbmetapher  Im Weiß verweist auf seine von der Überlagerung aller Farben generierte Natur, in der die Summe aller Farben im Weiß aufgeht. Wie in der Psychoakustik, in der weißes Rauschen zur Lärmbekämpfung und als Masker eingesetzt wird, so dass Lärm und andere Störgeräusche subjektiv als weniger laut und störend empfunden werden, wenn man sie mit weißem Rauschen überlagert – untersucht der Arbeitszyklus „Weißes Rauschen“, zu dem die Arbeit in der BDA Galerie gehört, dieses für die Architektur.Nach der Auffächerung der Hülle in mehrere Schichten wird bei Kersting der Raum selbst geschichtet in einzelne Schleierebenen. Der durch Schleier geschichtete Raum ist dabei nicht mehr Behältnis für Inhalt, sondern filtrierendes Wahrnehmungsinstrument, das eine zunehmende Rücksetzung und Abblendung des Lauten und Vordergründigen der Stadt bewirkt bis zur Auslöschung.Im Gegensatz zu früheren Arbeiten tritt man bei der Arbeit in der BDA Galerie selbst in den Raum des Schleiers ein und wird so Teil des Instruments und Motor der eigenen Wahrnehmung „Im Weiß“. Verwandtschaft zu Labyrinthgärten und Spiegelkabinette auf Jahrmärkten legen sich nahe.
Jedem Versuch, jedem Experiment wohnt ja der Natur seiner hypothetischen Grundlage nach eine Hoffnung inne auf etwas Neues oder etwas neu Erklärendes. Was ist die Hoffnung von Im Weiß?
Der Soziologe Jenö Kurucz hat in seinem Text „Die leere Mitte – eine Utopie“ zu den Bildern des Malers Paul Antonius eine solche wie folgt benannt: „Der Einbruch in die leere Mitte – in der Hoffnung, die Welt von dort aus anders einzurichten, und auf die Gefahr hin, sich dort spurlos zu verlieren.“Biographische Notiz

René Kersting
geboren 1989 in Düsseldorf, studierte zunächst Architektur an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf. Von 2013 bis 2016 studierte er Baukunst bei Karl-Heinz Petzinka, Max Dudler und Nathalie de Vries an der Kunstakademie Düsseldorf. 2015 wurde ihm der Gargonza Arts Award für Architektur verliehen. Als Meisterschüler von Karl-Heinz Petzinka erhielt er 2016 den Akademiebrief für Baukunst mit Auszeichnung.Seit 2016 arbeitet René Kersting freischaffend im Spannungsfeld zwischen Architektur und Kunst. Im Fokus seiner Arbeiten steht der Mensch als emotional empfindendes Wesen im ihn umgebenden Raum. Dabei geht er über die grundsätzlichen Fragestellungen, Anforderungen und Beschränkungen der Architektur hinaus, transportiert Themen der Architektur in teils abstrakte Kunst, gewinnt Rückschlüsse und wendet diese in architektonisch anmutenden Arbeiten an.Architektur wird zu Kunst – Kunst zu Architektur.Parallel zu seinen freien Arbeiten ist René Kersting in der Lehre tätig. Von 2017 bis 2020 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrgebiet Entwerfen der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, seit 2020 am Lehrstuhl für künstlerische Gestaltung der Fakultät für Architektur an der RWTH Aachen. 2020 folgte die Berufung in den Deutschen Werkbund.