10.5.–7.7.2022

Reproduktives Entwerfen

Stuttgarter Lücken
Adresse
Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart Map
Öffnungszeiten
Mo-Sa 11-19.00 Uhr

Neue Bauten müssen nicht immer erfunden werden, sondern können sich architektonischer Referenzen bedienen, um eine angemessene Antwort für die Stadt zu erzeugen. Dass das ohne historisierenden Zeigefinger funktioniert, zeigt die Ausstellung „Reproduktives Entwerfen“ der Hochschule RheinMain, die das gleichnamige Entwurfsprinzip mit Studierenden am Beispiel Stuttgarter Lücken durchspielt. Die Schau ist in Kooperation mit der Bürgerinitiative „Aufbruch Stuttgart“ entstanden.

Wie viel Historie darf, wie viel muss sogar in einem architektonischen Entwurf stecken? Die Macher von „Reproduktives Entwerfen“ haben dazu eine eindeutige Haltung: Mit ihrem Entwurfsprinzip bekennen sie sich zunächst zu allem in der Architekturgeschichte Vorhandenem, ob gebaut oder nur Papier geblieben. In der festen Überzeugung, nicht immer Neues erfinden und somit immer wieder bei Null anfangen zu müssen (und dies auch gar nicht zu wollen), bedienen sie sich konkreter architektonischer Referenzen, um sie an anderer Stelle neu aufzuführen. Die Auseinandersetzung wird dabei geleitet von der präzisen, möglichst wörtlichen Aneignung des Bestehenden, um daran und daraus für heute zu lernen.

Der Begriff des „Reproduktiven Entwerfens“ – im Jahr 2014 von den Architekten Georg Ebbing, Moritz Henkel, Philipp Rentschler und Ulrich von Ey entwickelt – beinhaltet sowohl eine historische als auch fortschrittlich-produktive Dimension. Es ist ein stetiger Prozess sanfter Erneuerung, die Wiederaufnahme und Neukonstruktion von Traditionen mit zeitgenössischem Anspruch. Grundlage für die vorgelegten Entwürfe ist das 2014 formulierte Manifest mit seinen acht Thesen, das in gedruckter Form auch aus der Ausstellung mitgenommen werden kann.

Die Ausstellung in der Raumgalerie ist in zwei Bereiche unterteilt: Der erste widmet sich fünf Stuttgarter Lücken, für die Studierende während eines Semesters mithilfe unterschiedlicher Referenzen mögliche Stadtbilder entworfen haben, etwa dem Kaufhof-Areal (Bad Cannstatt), dem Areal der Neckar-Realschule oder dem Parkplatz neben dem Haus der Wirtschaft Baden-Württemberg. Für den Platz der Deutschen Einheit bei der Liederhalle wurde zudem ein „Haus der Musik“ entworfen. Dazu wurde auf örtliche Referenzen von Paul Bonatz, Richard Döcker oder Rolf Gutbrod zurückgegriffen. Ziel der Entwürfe war, die ausgewählten Orte zu stärken und ihnen eine unverwechselbare Identität zu verleihen. Der zweite Ausstellungsbereich zeigt eine Auswahl von Arbeiten des Reproduktiven Entwerfens von 2014 bis 2022, die in unterschiedlichen Konstellationen auch mit anderen Hochschulen in der Lehre entstanden sind. Bei einem „PAIRfect-Spiel“ in den Galerieräumlichkeiten können außerdem spielerisch bedeutende Referenzbeziehungen aufgedeckt und entdeckt werden.