17.4.–17.5.2019

PLANETARIUM:

Oleg Kudryashov, Peter Märkli
Adresse
Stefano-Franscini-Platz 5, 08093 Zürich

Wir freuen uns, Alexander Brodskys Planetarium anzukündigen – eine Ausstellung, die dem russischen Künstler Oleg Kudryashov und dem Schweizer Architekten Peter Märkli gewidmet ist. Die beiden bilden eine unerwartete Konstellation, die dem schöpferischen Kosmos Brodskys entspringt. Das Planetarium, das von Brodsky im Dialog mit Markus Lähteenmäki und gta Ausstellungen entwickelt wurde, präsentiert und kontrastiert Märklis und Kudryashovs kreatives Schaffen.

Mitten im Ausstellungsraum zeigt ein rätselhafter Behälter Arbeiten von Peter Märkli, den Brodsky einen «solitären Planeten am architektonischen Firmament» nennt. Das immersive «Vehikel zum Sehen» wird die Bewegungen dieses Planeten abbilden, indem es die schöpferischen und rigorosen Momente des Zeichnens, des Forschens und des Modellierens, durch die sich Märklis architektonische Vorstellungskraft entfaltet, an die Aussenwände projiziert. Zeichnungen auf der Suche nach Form und Komposition sind umfangreicheren Projektentwürfen und Modellen gegenübergestellt. Darin wird deutlich, wie sich die Imagination ihren Weg hin zu konkreten Bauten bahnt.

Den übrigen Raum nehmen die Arbeiten Oleg Kudryashovs ein – bei den meisten handelt es sich um Zinkplatten-Kaltnadelradierungen, die auf grosse Papierbögen gedruckt sind und die formale Präzision dieses Verfahrens ausdrucksvoll zur Geltung bringen. Jede Regung des Geistes und jede körperliche Abweichung findet sich in Metall getrieben und auf Papier abgebildet wieder. Die kraftvollen Linien öffnen Fenster zu Welten, in denen die Linie eine besondere Architektur nach ihren eigenen Massgaben hervorbringt.

Im Foyer vor dem Ausstellungsraum steht Alexander Brodskys 1/8 Pavilion for Vodka Ceremonies. Dieser Nachbau von Anton Gorlenko in Zusammenarbeit mit Anton Gribanov lässt den Pavillon wiederaufleben, der ursprünglich 2003 für eine ländliche Gegend in Russland entstand. Er ist aus 83 nach innen öffnenden Fenstern zusammengesetzt und stülpt damit die üblichen Parameter der Architektur von innen nach aussen. Aus einem Zimmer in einer Landschaft wird eine Landschaft in einem Zimmer. Die Versetzung dieser Kopie im Massstab 1:8 in einen Raum, der eigens für sie gebaut wurde und in dem der ursprüngliche Bau in Texten und in Bildern des Fotografen Yuri Palmin dokumentiert ist, rückt auch das Problem des Massstabs und das Spannungsverhältnis zwischen Landschaft und Innenraum in den Vordergrund.

Ein Planetarium dient dazu, unser Verständnis zu erweitern und uns Dinge zu vergegenwärtigen, die wir üblicherweise nicht sehen. Es kann die Ewigkeit in einem einzigen Raum verdichten und aus einem Interieur eine unendliche Landschaft machen, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zwischen Prozess und Objekt, unklar werden. Das Planetarium bei gta Ausstellungen bewahrt diese Fähigkeiten und verschiebt zugleich die Aufmerksamkeit vom Universum im Massstab der Sterne zu einem Universum in den Dimensionen der Architektur – von Kudryashovs einzelnen Blättern, die Architekturen erzeugen und zugleich den ganzen Prozess dahinter zum Ausdruck bringen, zu einem Raum, in dem hunderte gestapelte Blätter Märklis schöpferische Arbeit bezeugen, zu einem Objekt, das ein Haus und seine Repräsentation zugleich ist. Dieses Planetarium verzeichnet die Bewegungen und die Gewohnheiten der Grundeinheiten des architektonischen Universums – Landschaft, Haus, Raum und Linie – und zeigt uns etwas, das über unsere gewohnte Sicht auf Architektur hinausgeht.

Markus Lähteenmäki, Doktorand im Doctoral Program in History and Theory of Architecture