Petra Blaisse / Inside Outside, Jubilee in Gold

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) und der dafür konzipierten Ausstellung Phantom Theorie hat Petra Blaisse mit ihrem Studio Inside Outside zwei Vorhänge entworfen, die als Ausstellungsarchitektur die Exponate rahmen und kommentieren. Die Designerin und Landschaftsarchitektin hatte bereits im Herbst 2016 für den Ausstellungsraum des gta mit Wings eine «Enfilade» aus schwarzen PVC- und weissen halbtransparenten Vorhängen entwickelt – diese Idee eines Vorhangs, der als architektonisches Element flexibel einsetzbar ist und je nach kuratorischem Konzept den Raum anders strukturiert, nimmt nun für die Jubiläumsausstellung eine neue Erscheinung an: In Phantom Theorie kommen die Vorhänge in prunkvollem Gold daher; vielfältig bedruckt, gestanzt und plissiert sind sie in ihrem Kunstleder-Look ein markantes visuelles Element der Ausstellung. Die Kontrastierung von «preiswertem» Material, das sein hochwertiges Pendant imitiert, opulentem Design und der Farbe Gold, die ebenfalls Feierlichkeit und Wertigkeit ausstrahlt, kann in vielerlei Hinsicht als Stellungnahme zu der hier präsentierten Materie verstanden werden: der Schweizer Architektur(-Theorie) der letzten 50 Jahre. Bewusst die Idee des Kitsches aufgreifend, collagieren die Vorhänge in ihrem manieristischem Spiel Elemente aus dem Corporate Design des gta mit Zitaten aus Mode und Pop-Ästhetik zu einem grossen architektonischen Ornament, zu einer flexiblen Fassade, die sich als Klammer um die Ausstellung legt.
Petra Blaisse gründete 1991 das Studio Inside Outside in Amsterdam, das seither weltweit Projekte von der Landschafts- bis zur Innenarchitektur realisiert. Wie der Name nahelegt, ist das Verhältnis zwischen innen und aussen eine Kernfrage der Design-Praxis des Studios, das interdisziplinär ausgerichtet Wissen und Handwerk aus mehreren Feldern vereint. Ortsspezifisch, aber zugleich dynamisch und temporär anpassbar, gehen die Entwürfe von Petra Blaisse auf zeitgemässe Ansprüche an unterschiedliche Räume ein – anhand der gezielten Orchestrierung von Licht, Schatten, Sichtachsen und Akustik lässt sich die spezifische Wahrnehmung von Raum beeinflussen und kann immer wieder aufs Neue hinterfragt werden. Zu den prominentesten innenarchitektonischen Projekten von Inside Outside gehören beispielsweise der Vorhang für das Piper Auditorium der Harvard University (2010–2012), Cambridge, Mass., Re-Set für die 13. Architekturbiennale in Venedig (2012), das Privathaus Maison à Bordeaux (2011–2012) oder Damask im Stedelijk Museum Amsterdam (2011–2012).