Radio-Activities

An Investigation on the Materialities of Communication by Alfredo Thiermann
Adresse
Wolfgang Pauli-Strasse 15, 08093 Zürich
Öffnungszeiten
Mo–Fr 8–22 Uhr, Sa 8–17 Uhr

Mit Klängen, Zeichnungen aus Archiven und kartografischen Darstellungen will die Ausstellung Radio-Activities das Bewusstsein für die zeitgenössische Rolle der gebauten Umwelt schärfen. Sie beleuchtet eine Ära, in der die verschlungenen Stimmen der Politik, der Ästhetik und der Informationstechnik begannen den Äther zu bevölkern. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit des chilenischen Architekten Alfredo Thiermann über die für den Rundfunk errichtete Infrastruktur in Berlin, von den Anfängen in der Weimarer Republik bis in die Zeit des Kalten Krieges.

Genau 60 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer geht Radio-Activities erneut den materiellen Bedingungen nach, unter denen zwei grundsätzlich gegensätzliche politische und ästhetische Weltanschauungen in einer einzigen Stadt koexistierten. In diesem offensichtlich geteilten Territorium eroberten und schützten beide Formen der Raumvorstellung mithilfe elektromagnetischer Wellen und akustischer Signale ständig wechselnde Grenzen und konkurrierten um diese. Den vermeintlich undurchdringlichen Eisernen Vorhang und die Berliner Mauer überwindend war das Radio paradoxerweise eine höchst materielle Form von Konstruktion, wenn auch mit ganz anderen architektonischen Mitteln. Akustisches und visuelles Material kombinierend präsentiert die Ausstellung Berlins umstrittene Radioarchitektur auf drei verschiedenen Skalen: Stadt, Gebäude und Schwingungen.

Eine Reihe von Karten und kartografischen Darstellungen zeigt die Stadt Berlin, wie sie aus der Perspektive der Übertragung, des Empfangs und der Blockierung von Informationen verstanden wurde. Von Bauten kanonischer Persönlichkeiten wie Hans Poelzig und Heinrich Muthesius bis hin zu anonymen Gebäuden, Militäreinrichtungen und Forschungslaboratorien wird die Bandbreite des Bauens anhand einer umfangreichen grafischen Dokumentation aus verschiedenen Archiven dargestellt. In der Galerie gehen die Besucher und Besucherinnen durch eine Sammlung von Radioempfängern hindurch, die von der Decke hängen. Diese Geräte fangen die von drei im Raum installierten FM-Radiosendern ausgestrahlten Töne auf und verstärken sie. Das Ausmass der Schwingungen wird somit durch die elektromagnetischen Wellen wiedergegeben, die innerhalb und ausserhalb der Galerie abstrahlen. Dieses Arrangement bietet dem Publikum die Gelegenheit, die komplizierte und geräuschvolle Beziehung zwischen Klängen, Gebäuden und der Stadt wahrzunehmen sowie frühe Experimente mit elektronischer Musik zu hören, die in und für Rundfunkanstalten entwickelt wurden.

Radio-Activities stellt ein materielles Verständnis von scheinbar unsichtbaren Informationsinfrastrukturen vor und zeigt übersehene Kontinuitäten zwischen Politik, elektrotechnischen Medien und Architektur auf. Auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen problematisiert die Ausstellung die Stabilität, die Bauten und Mauern zugestanden wird, indem sie diese im Rückblick auf ein Zeitalter überdenkt, in dem die historische Solidität der Architektur durch die verschränkte Entwicklung von Technik, Politik und Massenmedien radikal in Frage gestellt wurde. Auf diese Weise wird dieselbe Frage auf die Gegenwart übertragen und die Relevanz und Wirkmächtigkeit von Gebäuden im Hinblick auf unsere zunehmend hypervernetzte, allgegenwärtige und scheinbar unsichtbare Existenzweise hinterfragt.