9.6.–29.11.2020

Gescheiterte Projekte und produktive Netzwerke

Ausstellung zu Le Corbusier und Zürich
Adresse
Höschgasse 8, 08008 Zürich Map
Öffnungszeiten
Mi–Sa 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr

Welche war die wichtigste Stadt für Le Corbusier? Das ist einfach: natürlich Paris! Aber welche war die zweitwichtigste Stadt in seiner Karriere? Marseille, Ronchamp oder doch eher Chandigarh, wo er einfach am meisten bauen konnte? Nein, meinen Architekt Arthur Rüegg und Architekturhistoriker Bruno Maurer: Es war Zürich!

In ihrer Ausstellung „Le Corbusier und Zürich“ – die seit heute im Pavillon Le Corbusier am Ufer des Zürichsees zu sehen ist – versuchen Rüegg und Mauer zu belegen, dass es sich bei ihrer These nicht um schnöden Lokalpatriotismus handelt. Dazu sind sie in die Tiefen des von Maurer geleiteten gta Archivs an der ETH Zürich und in die Sammlungen der Fondation Le Corbusier in Paris eingetaucht, um allerhand Material hervorzuholen, anhand dessen sie das komplexe Verhältnis zwischen dem international agierenden Jahrhundertarchitekten und der beschaulichen Großstadt an der Limmat beleuchten.

Dass das Verhältnis des Westschweizers Le Corbusier zu Zürich kein einfaches war, ist kein Geheimnis. Dass er hier in erster Linie mit seinem posthum vollendeten Ausstellungshaus präsent ist, in dem auch diese Ausstellung gezeigt wird, ist ebenfalls nicht neu. Maurer und Rüegg, der sich als forschender und sanierender Architekt über Jahrzehnte intensiv mit Le Corbusier auseinandergesetzt hat, geht es nicht um hinlänglich bekannte Episoden, sondern um vergessene Projekte und verborgene Netzwerke, um gescheiterte Wettbewerbe und erfolgreiche Vermittlungsarbeit.

Unter anderem zeigt die Ausstellung drei große Projekte für Zürich, die Le Corbusier in den Jahren 1932/33 entwarf und die alle unrealisiert blieben. Außerdem beleuchtet sie wichtigen Netzwerke, die immer auch als Kanal in den deutschsprachigen Raum begriffen werden müssen – etwa zu Verleger Hans Girsberger sowie Architekturpublizist und CIAM-Generalsekretär Sigfried Giedion. Breit dargestellt wird auch die Arbeit von Heidi Weber, die den 1967 eröffneten Pavillon Le Corbusier in Auftrag gab und mit ihrer Galerie seit Ende der 1950er Jahre entscheidenden Anteil an der Vermittlung von Le Corbusier hatte. Magnum-Fotograf René Burri ist ebenfalls vertreten.