Lucien Kroll in Hellersdorf

Eine Baustelle
Adresse
Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin
Öffnungszeiten
Do,Sa 15-19.00 Uhr

Die Ausstellung ist dem belgischen Architekten Lucien Kroll gewidmet, der am 13. März seinen 95. Geburtstag feierte. Neben historischem Bildmaterial und aktuellen Fotografien werden erstmalig aus dem Französischen übersetzte Texte in der begleitenden Publikation Lucien Kroll in Hellersdorf aufbereitet. Die Ausstellung wird zur konstruktiven Baustelle, so wie sich Kroll dies für das gesamte Quartier erhofft hatte.

Im Jahr 1994 sollte Lucien Kroll und sein Atelier d'Urbanisme, d'Architecture et d'Informatique (Büro für Urbanistik, Architektur und Informatik in Brüssel) auf Einladung der Wohnungsbaugesellschaft WoGeHe die großdimensionierten Siedlungsformate von Berlin-Hellersdorf überdenken und umwandeln. Dies war Teil einer letztlich unvollendeten Sanierung der Siedlung, damals begleitet durch zahlreiche Kunstprojekte.

Krolls Entwurf von 1994 artikuliert beispielhaft eine Zukunftsvision für die Großsiedlungen am Rande unserer Städte, die an Aktualität nicht eingebüßt hat. Das Atelier Kroll entwickelte einen architektonischen und ökologischen Werkzeugkasten, der die WoGeHe in die Lage versetzen sollte, auf sämtliche zukünftige Veränderungen der folgenden 25 Jahre in der Großsiedlung behutsam und intelligent zu reagieren. Er schlug vor, die Siedlung in Berlin-Hellersdorf in Phasen von 1994 bis 2019 abzustufen, die Wohnungen flexibel umzugestalten und die Innenhöfe als kommunikative Orte zu etablieren. Er trägt darüber hinaus einen neuen Umgang mit den „Plattenbauten“ und deren Außenflächen vor. Zudem sollten von Anwohner_innen selbstdefinierte Erweiterungen die Siedlung immer weiter auswuchern lassen.

1996 erscheint im Verlag L'Harmattan, Paris und nur auf Französisch eine kleine Dokumentationsbroschüre: ENFIN CHEZ SOI, Réhabilitation de Préfabriqués (ENDLICH ZU HAUSE Sanierung von Fertigteilgebäuden). Wenige Unterlagen und das bislang nur in französischer Sprache erschienene Buch von Kroll sind somit die verbliebenen Zeugnisse der geplanten Umgestaltung. In der Siedlung selbst wurden nur einzelne Dekorationselemente realisiert. Die Grundidee des „Inkrementalismus“ – einer rücksichtsvollen Veränderung der Lebensumstände in Rücksprache mit den Bewohner_innen – wartet noch immer auf Umsetzung.