Jun 6–Jun 21, 2015

Metamorphosen am Münzplatz III

Verweile doch!
Address
Münzplatz 11, 20097 Hamburg
Hours
Tue–Fri 12 am–6 pm, Sat 11 am–3 pm

In Riem baut der Münchner Architekt Peter Haimerl für Stefan Höglmaier das Schusterbauernhaus von 1780 um und implantiert dorthinein einen Betonkubus, in dem und um den herum sich das moderne Leben gegenwärtiger Bewohner abspielen wird. Im Schusterbauernhaus begegnet eine schwarze Frau dem neuen Besitzer Stefan Höglmaier. Gemeinsam zeigen sie, was sie anhand von Chroniken wissen und was seit 1780 passiert sein könnte, wie die Schusterbauern lebten, tanzten, trauerten und ihr Hab und Gut verkauften. Jutta Görlich und Edward Beierle begleiteten fotografisch die Baustellenphase und zeigen die Transformation des Gebäudes von einer Ruine in einen funktionalen Wohnbau und verknüpfen dies mit Geschichten von den Schusterbauern aus alten Chroniken.
Gleichzeitig wenden sie sich fragend an das Haus:
Sind wir selber schuld, wenn der Boden nicht fest ist?
Will das Haus einen anderen Bewohner?
Will die Wand meine Blumen nicht?
Wachsen einem die Steine über den Kopf, je mehr man sich streckt?
Zitate aus der Kunstgeschichte andeutend, lässt die schwarze Frau die Festigkeit der Vergangenheit kurzzeitig wieder auferstehen und trägt diese nun mithilfe der Fotografie in die Gegenwart. Zeiten und Bildwelten stehen für einen kurzen Augenblick parallel nebeneinander und verdichten sich im fotografischen Moment.
Edward Beierle und Jutta Görlich arbeiten schon lange zusammen, genau seit dem Unterfangen, das Leben der alten Bäuerin Cilli Sigl, in dem von Peter Haimerl revitalisierten Bauerhaus „Birg mich, Cilli!“ nachzuempfinden. Seitdem gibt es die schwarzgekleidete Frau, die immer wieder an verlorenen Orten auftaucht, vor dem Abriss eines Hauses, vor einem Umbau oder wenn sich ein ganzes Dorf verwandelt. In alten menschlichen Behausungen schwingt die Haltung vorheriger Bewohner mit. Deren Leben war innerhalb der einen großen christlichen Erzählung im Jahreszeitenlauf stabil und der Mensch war gesichert im strikten Ablauf der Zeit und der Rituale. Edward Beierle und Jutta Görlich unternehmen den Versuch, diese vergangene Konzentration und Sicherheit in die flirrende Gegenwart zu transportieren.