Sep 11–Oct 18, 2014

Du Moulin Pop-up „HAMMER“

Boris Tellegen / J. Mayer H. / Wermke/Leinkauf
Address
Poststrasse 22, 10178 Berlin
Opening hours
Mon—Fri 10 am-3 pm

Nach Du Moulins ersten Pop-up im Bikini Berlin zum Gallery Weekend 2014 werden in dieser zweiten Pop-Up Ausstellung Werke gezeigt, die städtisches Leben herausfordern, in dem sie eingeübte Erfahrungen in einen erneuerten Kontext stellen. Die gezeigten Arbeiten nutzen Architektur und künstlerische Interventionen als Möglichkeit, die Konventionen im öffentlichen Raum als Plattform für kulturelles Leben zu überdenken. Minimalinvasiv in der Machart, jedoch gewaltig in der Wirkung werden Grenzen und Begrenzungen des öffentlichen Raumes vorgeführt. Vom 11. September bis 17. Oktober 2014 ist die Ausstellung „HAMMER - artistic strategies, architectural interventions and spatial politics in our cities“ bei Lempertz in Berlin zu sehen.

Für die Berliner Wermke/Leinkauf ist die Ausstellung der erste Kontakt ihrer Arbeiten mit der Öffentlichkeit seit dem Austausch der amerikanischen Flaggen auf der New Yorker Brooklyn Bridge. Während das Künstlerduo in der Pop-Up Ausstellung einen Blick von oben auf eine Stadt gewährt, blickt Boris Tellegen hinter die urbane Fassade. Seine Arbeiten zeigen auf, wie Chaos und städtische Ordnung einzig durch Betrachtungsweisen geprägt werden. Am sichtbarsten kollidiert der Architekt Jürgen Mayer H. mit den Konventionen der Raumpolitik: seine Gebäude brechen eben diese Konventionen, indem sie durch zusätzliche Funktionalität, Grenzen des Raumes sprengen.  Isabelle Du Moulin hat diese drei Positionen in einen spannenden Dialog gestellt und bewusst in ein Umfeld gefügt, das den Kunstbetriebskenner ebenfalls überraschen soll – ein Auktionshaus. Gerade an diesem Ort vermag diese Ausstellung den Blick des konventionell denkenden Betrachters durch völlig Ungewohntes aufzurütteln, um dadurch seinen Blick aus allen Richtungen zu schärfen.

Die 1978 und 1977 in Ost-Berlin geborenen Künstler Matthias Wermke und Mischa Leinkauf kennen sich bereits seit ihrer Jugend und arbeiten vorwiegend im öffentlichen Stadtraum. Ihre Aktionen sind lange geplante, prozesshafte Aktivitäten in denen sie gängige Verhaltensweisen in veränderte Kontexte stellen. „Wir machen Verborgenes sichtbar, indem wir die Grenzen und Begrenzungen des öffentlichen Raumes in Frage stellen“, so Leinkauf.

In der Pop-up Ausstellung „HAMMER“ wird die Videoarbeit „Die neonorangene Kuh“ aus dem Jahr 2005 gezeigt. Wermke/Leinkauf installierten damals eine transportable Schaukel an verschiedenen Orten in Berlin. Der Betrachter begibt sich auf eine Entdeckungsreise durch das nächtliche Berlin und erlebt den öffentlichen, hektischen Raum aus einer neuen, schwebenden Perspektive, in welcher man den Schaukelnden über den U-Bahn-Gleisen und neben dem Fernsehturm beobachten kann.

Außerdem hat das Künstlerduo drei aus Sicherheitswesten zusammengenähte Fahnen konzipiert, die an der Außenfassade des Lempertz Gebäudes hängen werden.

Der Berliner Architekt und Künstler Jürgen Mayer H. arbeitet mit seinem Büro J. MAYER H. an den Schnittstellen von Architektur, Kommunikationsdesign und Neuen Technologien. J. MAYER H. wurde 1965 in Stuttgart geboren und ist seit Mitte der 90er Jahre als Architekt tätig.

Ein immer wiederkehrender Bestandteil seiner Architektur und Objekte sind Datensicherungsmuster. So dienen übereinander gedruckte Zahlen und Buchstaben, die Banken zur sicheren Übertragung von vertraulichen Informationen auf Briefumschlaginnenseiten verwenden, als grafischer Ursprung für viele seiner Bauten und Designobjekte.

Im Du Moulin Pop-up stellt J. MAYER H sein Modell des Metropol Parasol aus Sevilla aus. Diese 2011 fertiggestellte größte Holzkonstruktion der Welt ist ein gigantischer Parcours aus ineinander verschränkten pilzartigen Plattformen, der mitten in der Stadt Schatten spendet und so eine Atmosphäre und Möglichkeit des Aufenthalts schafft. Außerdem werden zwei auf LKW-Planen gedruckte Aufnahmen ausgestellt. Die eine zeigt, wie sich Metropol Parasol in die Altstadt von Sevilla integriert. Die andere stellt den von J. MAYER H. entworfenen und 2011 fertig gestellten georgischen Grenzposten bei Sarpi dar. Der fließend organische Turm mit Aussichtsterrassen bietet neben der Zollabfertigung auch eine Cafeteria, Personalräume und einen Konferenzsaal.

„Kein Ort der trennt, sondern vielmehr einer, der beide Länder zusammenführt“, so J. MAYER H.

Der niederländische Künstler Boris Tellegen wurde 1965 in Amsterdam geboren und ist auch bekannt unter dem Namen „Delta“, wie er sich mit 14 nannte. Er gilt seit Mitte der 80er Jahre als der bekannteste Pionier der europäischen Graffiti-Bewegung und beeinflusste Künstler weltweit mit seinem dreidimensionalen Schriftzug. Tellegen studierte Industriedesign und experimentiert heute geschickt mit einer Vielzahl von Materialen wie Holz, Papier, Metall und Karton für Collagen, Skulpturen, Installationen und Bilder. „Die wiederkehrende Thematik in meinem Werk sind Mauern und die Überschreitung der durch sie entstandenen Grenzen. Sie sind das Gerüst meiner künstlerischen Entwicklung“, so Tellegen.

In der aktuellen Ausstellung „HAMMER“ zeigt Boris Tellegen fünf seiner Wandarbeiten aus den Jahren 2012-14.