May 22, 2021–Mar 13, 2022

Die geträumte Stadt

Nicht realisierte Planungsprojekte für Basel
Address
Unterer Rheinweg 26, 04058 Basel Map
Hours
Wed + Sat 2–5 pm Sun 10 am–5 pm
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Anhand von Modellen, Plänen, Fotografien und Filmen präsentiert die Ausstellung wenig bekannte Ideen und Visionen aus dem 20. Jahrhundert für Basel, die nicht oder noch nicht realisiert worden sind, und stellt sie in den aktuellen Kontext. Sie zeigt, dass auch heute ehrgeizige Projekte ausgearbeitet – und realisiert werden, selbst wenn sie zu einem früheren Zeitpunkt nur als «Träume» wahrgenommen worden wären. In punktuellen Rückblicken auf die Bau- und Planungsgeschichte wird bewusst, welchen Massstabs- und Bedeutungssprung die Stadt Basel hinter sich hat: Von der vorindustriellen, beschaulichen Stadt am Rheinknie zum nachindustriellen, weltweit vernetzten Wirtschaftsstandort der Wissensgesellschaft. Die Ausstellung richtet sich an breite Kreise und möchte dazu ermutigen, sich eigenen Träumen von «Stadt» hinzugeben.

Eine an Kühnheit kaum zu übertreffende Idee stammt aus dem Jahr 1932. Durch die Umleitung des Rheins im Norden sollte im Flussbett an zentraler Lage neues Land gewonnen werden. Nur die Birs sollte noch durch das Zentrum von Basel fliessen. Das Projekt schlug zudem vor, das Kunstmuseum und die Universität im Flussbett nahe der Mittleren Brücke zu platzieren. Aktuelle Ideen zur Stadtentwicklung kreisen ebenso um den Rhein: So soll das Gebiet rund um das Dreiländereck längerfristig durch aufeinander abgestimmte Entwicklungen in Huningue, Weil am Rhein und Basel zum Fluss hin zu einem Zentrum der trinationalen Region aufgewertet werden.

Stadtentwicklung strebt auf beschränkter Fläche in die Höhe. Als «Landmarken» prägen neben anderen Hochbauten die überall in der Stadt und aus der Umgebung sichtbaren Türme der Firma Roche die Stadtsilhouette und sind Orientierungspunkte. Die Stadt ist nie «fertig gebaut»: Zurzeit sind in Basel zahlreiche Areale mit einer Gesamtfläche von über 100 Hektaren (entspricht rund 4,4 % der Stadtfläche) Teil von Planungsprojekten. Der Kanton strebt bis zum Jahr 2035 einen Anstieg der Einwohnerzahl von heute 200 000 auf 220 000 an. Als Ausdruck des Wachstums ist der HochhausBoom für Basel ähnlich bedeutsam wie die Schleifung der Stadtmauern oder der Aufbau des Gundeldinger Quartiers im 19. Jahrhundert.

Kunst und Architektur können sich gegenseitig befruchten: Der Basler Künstler Paul Camenisch arbeitete als Architekt, bevor er 1933 die Künstlervereinigung «Gruppe 33» mitbegründete. Seine Aquarelle mit fantastischen Architekturlandschaften aus den frühen 1920er Jahren erinnern an HochhausCluster. Das 1936 eröffnete Basler Kunstmuseum hat eine lange Entstehungsgeschichte, in deren Verlauf manche Vision formuliert und wieder verworfen wurde. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurden vier Wettbewerbe für drei Standorte durchgeführt. Insgesamt 255 Projekte wurden eingereicht.

Die Elisabethenschanze, die Schützenmatte und schliesslich der St. Alban-Graben waren die wichtigsten Standortvorschläge. Der im 21. Jahrhundert realisierte Erweiterungsbau wurde vergleichsweise schnell erstellt. Die Stadt unterliegt stetem Wandel: Der Respekt vor der Geschichte der Stadt Basel und den Qualitäten der historischen Substanz gebietet einen sorgsamen Umgang mit der geerbten «Altstadt». Aus wohnhygienischen oder verkehrstechnischen Gründen wurden zum Teil problematische Visionen vorangetrieben. Zeugnis davon sind etwa die sogenannte «Talentlastungsstrasse» quer durch die historische Altstadt oder die nach damaligen Vorstellungen moderne Neugestaltung verwinkelter, unhygienischer Altstadtquartiere. Auch wenn vieles nicht zustande kam – grosse Teile der Altstadt fielen dem .Wandel zum Opfer.