Sep 10–Oct 27, 2022

Lebenswerte Stadt

28x Stadtentwicklung in Dänemark
Address
Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen Map
Hours
Mon–Fri 6 am–7 pm, Sat 7:30 am–5 pm

Eröffnung im Rahmen der Biennale der Urbanen Landschaft mit der dänischen Botschafterin Susanne Hyldelund, der Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen Karin Welge und Baukultur Nordrhein-Westfalen am 16. September, um 17.00 Uhr im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Um 18 Uhr lädt Baukultur Nordrhein-Westfalen alle Beteiligten zu einer Diskussion über lebenswerte Städte mit weiteren spannenden Gästen ein.

Die Ausstellung Lebenswerte Stadt zeigt eine Reihe gelungener Beispiele von Architektur und Städteplanung in Dänemark und wirft bewusst auch einen Blick auf Projekte außerhalb der größten Städte, die oft genug die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ergänzt wird die Ausstellung mit Interviews und filmischen Eindrücken der Projekte. Als Kaleidoskop ganz unterschiedlicher Projekte will die Ausstellung gleichzeitig auch eine Anregung zur Diskussion sein: Was macht eigentlich die lebenswerte Stadt aus, für wen bauen wir und wer darf und kann mitmachen?

Aus Protest gegen die zumeist leeren und öden Flächen zwischen den tristen Wohnblocks im Kopenhagener Vorort Høje Gladsaxe baute der dänische Architekt und Stadtplaner Jan Gehl 1969 mit Gleichgesinnten über Nacht einen Spielplatz dazwischen. Eine wahre Stadt-Guerilla-Aktion, die einen kleinen Eingriff in die Stadt darstellte, aber einen weitreichenden Impuls in die dänische Stadtentwicklungsdebatte gab. Die Philosophie von Jan Gehl, die er in vielen Projekten weltweit und auf unermüdlichen Vermittlungstouren sowie in seinem Standardwerk Leben zwischen Häusern (Livet mellem husene) vermittelt, hat Maßstäbe gesetzt. Es ging ihn um die Förderung des sozialen Miteinanders in der Stadt und den Respekt für die Bedürfnisse der Menschen. Dänische Architekt:innen und Stadtplaner:innen messen sich mindestens seitdem daran und überlegen sich, wie der gebaute Rahmen für Lebensqualität aussehen könnte.

Eine Stadt sind nicht nur die Häuser, sondern ist erst eine Stadt, wenn es Leben zwischen den Häusern gibt. Wie plant man und wie baut man dafür? Seit der Epoche der modernistischen Bausünden der 60er Jahre mit viel Platz für Autoverkehr, die auch an Dänemark nicht spurlos vorüberging, ist einiges geschehen. Städteplanung muss sich heute mit Korrekturen auseinandersetzen, wo Stadtzentren aussterben und wo Häfen nicht mehr industriell genutzt werden. Wie das gelingt, kann man in Svendborg auf Fünen erleben, wo ein lebendiges Hafenmilieu entsteht. Es geht auch um Begegnungen und Raum für Gemeinschaften. Städteplanung muss aber auch mit Respekt für Nachhaltigkeit und mit Blick auf Klimaveränderungen geschehen. Nicht nur aus allgemeiner Gutmenschlichkeit, sondern weil ganz konkret Überschwemmungen drohen. Wie das kombiniert werden kann, zeigt beispielsweise die blau-grüne Gartenstadt Kokkedal und auch das Klimaquartier Skt. Kjelds in Kopenhagen. Dänemark rühmt sich ohne Zweifel mit einigen fantastischen Flagships der Architektur, aber die Frage, ob man immer neu bauen muss, stellen sich auch dänische Architekten. Maltfabrikken in Ebeltoft, Polymeren auf Fünen oder das Streetmekka in Viborg (siehe Bild) zeigen, wie leerstehenden älteren Industriebauten neues Leben eingehaucht werden kann – übrigens oft auch auf Initiative der Bürger selbst. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob immer gebaut und eingegriffen werden muss. Nicht alles ist planbar und es gilt in manchen Fällen, die Stadt den Menschen und ihren Aneignungen zu überlassen. Wie im Fall der Fjordbyen in Aalborg.