Paulskirche

Ein Denkmal unter Druck
Adresse
Henschelstraße 18, 60314 Frankfurt/Main
Öffnungszeiten
Di, Do–So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr

In der Hoffnung auf Frankfurt als neue deutsche Hauptstadt wurde 1947/48 die kriegszerstörte Paulskirche als potenzieller Parlamentssitz wieder aufgebaut. Für diese Bauaufgabe von nationaler Bedeutung wurde eigens eine „Planungsgemeinschaft Paulskirche“ einberufen, der neben dem bedeutenden Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz auch dessen ehemaliger Mitarbeiter Johannes Krahn, der Gewinner eines frühen Wettbewerbs Gottlob Schaupp sowie Stadtbaurat Eugen Blanck angehörten. Sie wollten „ein Bild des schweren Weges geben, den unser Volk in dieser seiner bittersten Stunde zu gehen hat“ und schufen einen bewusst nüchternen Raum, der für den demokratischen Neubeginn steht. Inzwischen ist die Paulskirche ein Festsaal, von dem bundesweite Debatten ausgehen. Als Ort von Veranstaltungen wie dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels schreibt sie ihre politische Geschichte fort, die in der Nationalversammlung 1848/49 ihren Anfang genommen hatte. Die architektonische Qualität des Bauwerks ist bisher selten gewürdigt worden.
Derzeit gerät die Paulskirche in den Fokus, da ihre Haustechnik in Kürze saniert werden muss. Dabei kommt auch die seit jeher schwelende Diskussion über den Umgang mit der Wiederaufbaulösung wieder auf, begleitet auch von Rufen nach der Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes. In den 1960er- und 1980er-Jahren waren aus ähnlichen Debatten bereits einige – den Gesamteindruck trübende oder ergänzende – Umbauten resultiert.

Über die Ausstellung
Die Ausstellung schildert die Baugeschichte der Paulskirche von 1786 bis in die Gegenwart entlang der jeweiligen gesellschaftlichen Strömungen. Denn gestern wie heute versuchten politische Akteure, die Paulskirche für ihre Agenda zu nutzen.
Ziel des gemeinsamen Projektes von DAM und Wüstenrot Stiftung ist es, das Verständnis für den bestehenden Paulskirchenbau zu verbessern und den Blick auf die Hintergründe der ursprünglichen Entwurfshaltung zu schärfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche in der Zeit zur nationalen Aufgabe und wünscht sich einen „authentische[n] Ort, der an Revolution, Parlamentarismus und Grundrechte nicht nur museal erinnert, sondern zu einem Erlebnisort wird“.
Die Ausstellung versteht sich als Beitrag zum Dialog über die Zukunft der Paulskirche, der in diesem Sommer angestoßen wurde. Während die Stadt ein künftiges Demokratiezentrum in der Nachbarschaft zum Demokratieort Paulskirche plant und gemeinsam mit dem Architekturbüro AS+P Albert Speer + Partner über das “qualifizierte Verwerfen” einer historischen Rekonstruktion der Paulskirche diskutiert, möchte das DAM Aufklärungsarbeit leisten. Daher beschränkt sich die Ausstellung nicht allein auf Historisches der Vor- und Nachkriegszeit, sondern lässt auch unterschiedliche aktuelle Positionen zu Wort kommen. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, diese um ihre eigenen Überlegungen zu ergänzen.

Die Sammlung des DAM enthält den umfangreichen Nachlass des beteiligten Architekten Johannes Krahn. Diese Quelle ermöglichte es unter anderem, dem rätselhaften Turmzimmer („Präsidentenzimmer“) auf den Grund zu gehen, in dem die wechselvolle Geschichte des Baus kulminiert. Der Architekturfotograf Moritz Bernoully erstellte einen Fotoessay über den aktuellen Zustand des Gebäudes. Darüber hinaus werden zahlreiche historische Bilder gezeigt.