Stalins Architekt

Aufstieg und Fall von Boris Iofan
Adresse
Christinenstrasse 18a, 10119 Berlin Map
Öffnungszeiten
Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 13–17 Uhr

Die Ausstellung ist dem Werk eines der bedeutendsten sowjetischen Architekten, Boris Iofan (1891–1976), gewidmet, dessen Geburtstag sich 2021 zum 130. Mal jährte.

Iofan wurde in Odessa im Russischen Kaiserreich geboren, studierte in Rom und arbeitete zunächst als Architekt in Italien. Nachdem Mussolini an die Macht kam, ging Iofan, ein Kommunist, in die Sowjetunion zurück, wo er die Nähe zur sowjetischen Regierung suchte und sich zunächst mit neoklassizistischen und später konstruktivistischen Projekten – allen voran das Haus der Regierung in Moskau und das Sanatorium Barwicha in der Nähe der Hauptstadt – einen Namen machte. Leicht wechselte er mit Beginn der 1930er Jahre von den konstruktivistischen Positionen zur neoklassizistischen Sprache zurück, als hätte er die nicht ausgesprochenen Wünsche von Stalin und seinem Umfeld erraten.

Die Nähe zu Josef Stalin machte ihn zum „Hofarchitekten“. In diesen Jahren realisierte Iofan nicht nur eigene Architekturentwürfe, er setzte auch die architektonischen Vorstellungen des Diktators um. Ein Teil dieser Visionen wurde in den sowjetischen Pavillons bei den Weltausstellungen 1937 in Paris und 1939 in New York verwirklicht. Andere Visionen blieben nur in Iofans Zeichnungen. Zum wichtigsten Werk Boris Iofans wurde der nie realisierte Entwurf des gigantischen Palasts der Sowjets, eines Hochhauses im Moskauer Zentrum, das Sowjetbürger wie Menschen aus aller Welt beeindrucken, ja überwältigen sollte. Stalin persönlich äußerte den Vorschlag, das Gebäude mit einer gigantischen Lenin-Statue zu krönen.

1947 fiel Iofan in Ungnade. Nach Stalins Tod entwarf und baute er weiter, nunmehr im Stil des Neokonstruktivismus und der internationalen Moderne, als würde er seine Experimente aus der zweiten Hälfte des 1920er Jahre fortsetzen. Bis an sein Lebensende glaubte der Architekt an die kommunistischen Ideen, genauso wie an die Möglichkeit, den Palast der Sowjets zu verwirklichen, an dessen Entwurf er all die Jahre weiter arbeitete und dabei die Form und den Stil des Gebäudes immer wieder änderte.

Die Ausstellung präsentiert größtenteils bislang nie gezeigte Originalzeichnungen und -skizzen, die sich in der Sammlung des Museums für Architekturzeichnung befinden.