Aug 30–Nov 29, 2023

Architektur macht Bewegung

Architekturfotografien von Mila Hacke und Tanzinterventionen von Christine Schmidt zu Karl-Marx-Allee und Hansaviertel
Address
Mommsenstrasse 64, 10629 Berlin
Hours
Mon, Wed, Thu 10 am–3 pm

Architektur beeinflusst und spiegelt Lebensgefühl und Selbstverständnis, choreographiert Alltagsbewegungen und verortet uns historisch und gesellschaftlich entlang der großen politischen Umbrüche und Machtstrukturen immer wieder neu. Das Hansaviertel und die beiden Abschnitte der Karl-Marx-Allee sind die Vorzeigeprojekte von Städtebau und Architektur der Nachkriegsmoderne in Berlin.

Sie stehen als solche aktuell im Focus eines UNESCO Welterbe-Antrags der Stadt Berlin. Die Ausstellung nimmt einzelne Gebäude in den beiden prominenten Baugebieten ins Visier und verdeutlicht, wie beide städtebaulichen Lösungen in Konkurrenz aber auch in Bezug zueinanderstehen und wie sich das Leben in ihnen heute anfühlt.Die großformatigen Fotografien von Mila Hacke nähern sich den Gebäuden in einer fotografischen Bewegung vom Stadtraum über die Eingänge bis in den Innenraum an.

„Ich wähle exemplarisch in allen Gebieten je eine Wohn- und eine öffentliche Nutzung und fotografiere den Dreiklang aus städtebaulichem Empfang, der Architekturgeste eines Hauses und seiner Eingangssituation. Zusätzlich gibt es eine belebte, von Menschen bewegte, Innenaufnahme. Die Bewegung der fotografischen Inszenierung geht zum Haus hin und in den Eingangsbereich, es handelt sich jedoch weder um den direkten Weg noch um ein fotografisches Zoomen – vielmehr werden die vier Architekturfotos aufwändig fotografisch und als Serie komponiert. Mich interessiert an den unterschiedlichen Architekturen und Eingangssituationen das Spiel mit dem Menschen im Raum. Das erzieherische Moment der Moderne, die großen Ideen, die der Bewohner oder Besucher spüren kann, die Wertigkeit der Architektur, die das Individuum aufwertet und zugleich an die Gemeinschaft erinnert.“Immobil – mobil, dauerhaft – flüchtig, statisch – dynamisch, das sind die wesentlichen Gegensätze zwischen Architektur und Tanz im Verhältnis zu dem, was beide eint und beide sinnlich gestalten: Raum und Zeit.

Von Christine Schmidt mit den Tänzer:innen Josephine Evrard, Roosa Sofia Nirhamo, Frhad Gaafar und Abdullah Hatem konzipierte Tanzinterventionen erkunden spielerisch durch Bewegung die Architektur hinsichtlich ihrer körperlichen Erfahrbarkeit und sinnlichen Qualitäten. Tanz in Beziehung zur Architektur nimmt den Raum auf, spürt in ihn hinein und verleiht ihm tänzerisch Ausdruck. In der Bewegung der Tänzer:innen im Raum, ihren Figuren, ihren Energien und ihren Gefühlen scheint der menschliche Aspekt im architektonisch gestalteten Raum auf. Komplexe Architektur und das, was sie uns heute noch sagt, wird durch die künstlerische Abstraktion verständlich und ihre jeweiligen Spezifika werden sicht- und fühlbar.In dem Ausstellungsprojekt findet Tanz nicht als klassische Aufführung statt, sondern macht sich für das „BDA-Labor“ auf zu einer Architekturerkundung der spielerischen Art, die als Filmcollage und live in einer Führung durch das Hansaviertel erlebbar ist: Der von Christine Schmidt und Mila Hacke gemeinsam für die Ausstellung produzierte Film ist das kreative filmische Produkt des Dialogs zwischen Tanz und Architektur und lebt von den gemeinsam mit den Tänzer:innen entwickelten performativen Reaktionen.