Bettina
Der lange Ausstellungstitel, der einem Druck von Bettina Grossman (1927 – 2021) entlehnt ist, erzeugt eine gewisse Ambivalenz, da sich die Begriffe auf unterschiedliche Weise miteinander verbinden – sowohl semantisch als auch durch Rhythmus und Wiederholung.
Der Druck, der auf das Jahr 1969 zurückgeht, ist eine Reaktion auf die Polizeibrutalitäten, die die Künstlerin nach 1968 in Paris miterlebte. Durch die Einführung künstlerischer Strategien dieser Art gelingt es Bettina, repräsentationale Systeme sowohl zu aktivieren als auch aufzulösen. Worte werden zu Bildern. Dieses Kunstwerk im Vergleich zu ihren fotografierten Fahnen oder Strassenansichten zeigt ein Vokabular, das in charakteristischen Registern modernistischer Ambitionen verankert ist. Die word works, die Subversion von Figur und Grund in ihren Kompositionen sowie die Einbeziehung angewandter Künste könnten durchaus als Beitrag zu diesem etablierten Erbe der Kunst- und Architekturgeschichte verstanden werden.
Die Ausstellung ist eine gemeinsame Produktion mit dem Nachlass von Bettina Grossman, der Künstlerin Yto Barrada sowie den Galeristen von Ulrik, Anya Komar und Alex Fleming in New York und wird durch ihre Perspektive auf Bettinas Werk bereichert. Eine Auswahl von Arbeiten aus verschiedenen Serien und Schaffensperioden vermittelt einen Einblick in Bettinas künstlerische Praxis im Kontext einer Architekturschule. Ein Wandbild, das hier zum ersten Mal realisiert wird, umschliesst den gesamten Ausstellungsraum. Es zeigt eine Serie von Fotografien der amerikanischen Flagge, die im Wind weht, oder vielmehr deren verzerrte Reflexion in der Glasfassade eines Hochhauses in Manhattan. Eine Gruppe von Marmorskulpturen mit dem Titel Inside-Outside House geht auf Bettinas Neuanfang nach der Zerstörung ihres Ateliers durch einen Brand zurück. Im Massstab eines Architekturmodells gehalten, sind die Skulpturen in einem seriellen Raster angeordnet, wobei das verwendete Material, edler Marmor, dem damals vorherrschenden Minimalismus, der industrielle Werkstoffe bevorzugte, widerspricht. Eine Auswahl von Arbeiten aus ihrer Serie Phenomenological New York wird einem frühen abstrakten Wandteppich gegenübergestellt. Obwohl serielle Raster und Abstraktion, wie sie in Kunst und Architektur Anwendung finden, eine Rolle spielen, werden sie durch Verzerrungen unterlaufen.
Eröffnung: 23.9.2025, 18 Uhr